Ambivalenz schreitet durch meinen Körper. Eine Gewalt manifestiert sich darin. Sie beschränkt mich und lässt mich gleichzeitig frei. Rückblickend hätte ich nichts revidieren lassen, wenn ich dahin blicke, auf dieses Naturell, das einer Naturgewalt gleicht. Mit lieblicher Schönheit zu betrachten, jedoch nicht zu unterschätzen.
Wie Homer, eloquent, strebsam, interessant, mysteriös. So lernte ich einst dieses Individuum kennen.
Und es mich. Wir uns.
Ich bin vorsichtig, schleichend wie eine Katze, begutachtend der Situation, entdecke ich ihn, entdecke mich. Lerne mich kennen.
So kam es, dass wir uns ansahen und ohne Worte uns erzählten, was unser Begehren darstellt. Wie zwei Bänder, die im Wind tanzen, sich umgarnen, auseinander wehen und wieder zusammenfinden. So zart wie ein Schmetterling, der sich lautlos auf der Blume absetzt, so kraftvoll wie eine Schwalbe, die durch die Luft segelt und ihrem Weg zielstrebig nachgeht.
Vorerst kurze Momente der Berührung.
Ein Tropfen auf dem heißen Stein, die Lust auf mehr stieg.
Dann wurde ich krank. Ein Aufenthalt in der Klinik nahezu unumgänglich.
Ich dachte bereits, diesem leichten Durst sei jetzt schon ein Ende gesetzt. Das Interesse würde schwinden, ich bin nicht mehr wichtig, kein Weg mehr, zu erfahren, was gewesen wäre, …
Fortan wartete ich in der Klinik, wartete auf Ruhe, denn in mir tobte eine unerbittliche Unruhe. Abgesehen von den Schmerzen die ich hatte, war die Unruhe weitaus unerträglicher.
Ein Satz fiel in den Raum ;“ Da wartet jemand im Flur auf Sie.“
Die Schwester lächelte, ging raus.
Ich hatte mit allem gerechnet. Mit einem Hund, laufend auf zwei Beinen, am jonglieren, oder mit dem BKA, das wissen möchte, ob sich irgendwelche Attentäter bei mir verstecken, mit Adrian der mich auch hinbrachte. Mit allem hatte ich gerechnet.
Wider Erwarten saß jemand anderes im Flur. Er saß einfach da.
Mit seinem Macbook. Er schrieb. Ernster Blick.
Ich lächelte. Ich hatte keine andere Möglichkeit.
Kein Hund auf zwei Beinen, kein BKA, kein Adrian. Nur Er. Nichts weiter.
Eine Freude, die sich schwer in Worte fassen lässt. Sie kam sehr unerwartet, diese Situation.
Er nahm mich mit.
Es ist der Beginn einer neuen Zukunft…